15. Aug 2021
Dass man sich nach einer akuten Erkrankung schlapp und mitgenommen fühlt, ist nichts Außergewöhnliches. Doch manchmal folgt – insbesondere auf schwere Erkrankungen – auch ein sogenanntes Chronisches Fatigue Syndrom, kurz CFS.
Es unterscheidet sich von der normalen und kurzfristigen „Fatigue“ bzw. Abgeschlagenheit dadurch, dass Patient/innen dauerhaft damit zu tun haben. CFS ist ein eigenständiges Krankheitsbild, das laut WHO-Klassifizierung zu den neurologischen Erkrankungen zählt.
Gerade weil sich die Symptome des Chronischen Erschöpfungssyndroms und einiger Immundefekterkrankungen stark überschneiden, kommen Betroffene für die Diagnose häufig in eine Immundefektambulanz. Besonders die Abgrenzung vom variablen Immundefektsyndrom (CVID) stellt eine medizinische Herausforderung dar, denn auch bei CVID tritt häufig eine Fatigue (also starke Abgeschlagenheit) auf und es kommt – wie bei allen Immundefekterkrankungen – häufiger zu Infekten als bei immungesunden Menschen.
Die alleinige Betrachtung der oben genannten Anzeichen ist nicht aussagekräftig genug. Als Schlüssel zur Diagnose gilt eine Kombination aus auftretenden Symptomen und gezielter Labordiagnostik. Im Labor wird unter anderem das Blutbild analysiert. Außerdem werden weitere Laborwerte wie zum Beispiel IgG, IgA, IgM, CRP ermittelt. Auf diesem Weg lassen sich nicht nur angeborene Immundefekte, sondern auch Mangelerkrankungen, Krebserkrankungen, Organerkrankungen und viele weitere Erkrankungen als Ursache der Symptome ausschließen.
Einige der oben genannten Symptome sind besonders relevant für die CFS-Diagnose. Man bezeichnet sie auch als „Kanadische Konsensuskriterien“ (CCC, canadian consensus criteria). Zu ihnen gehören:
Wenn diese Kriterien in bestimmten Maße erfüllt sind (z.B. liegen die ersten beiden Kriterien immer vor, wenn es sich um CFS handelt), liegt die Diagnose CFS nahe. Details hierzu und einen entsprechenden Fragebogen hat die Berliner Charité auf ihrer Website veröffentlicht.
Bitte beachten Sie, dass die genannten Symptome nur Beispiele sind und keine (Selbst-)diagnose zulassen. Wenn Sie die Vermutung haben, dass Sie oder Ihr Kind von CFS betroffen ist, sprechen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt an. So haben Sie schnell Klarheit und können ggf. Gegenmaßnahmen ergreifen.
Je nach Krankheitsverlauf und anderen Faktoren kommen verschiedene Therapieoptionen infrage. Diese können Symptome lindern und – gerade bei Kindern und Jugendlichen – ggf. auch für eine vollständige Genesung sorgen.
Je nach Patient/in können beispielsweise folgende Maßnahmen sinnvoll sein:
Individuelle Therapien und das Einbeziehen des Umfelds (z.B. Eltern und Geschwister betroffener Kinder) und können sehr stark zum Therapieerfolg und zu einer guten Lebensqualität bei CFS beitragen.
Die dsai (Deutsche Selbsthilfe Angeborene Immundefekte e.V.) hat dem Thema Erschöpfung und chronisches Fatigue Syndrom einen Beitrag gewidmet.
Spezielle Informationen zu CFS bei Kindern und Jugendlichen finden
Sie in der Ausgabe 03/2019 des dsai-Magazins „immun?“
Auf den Seiten der Berliner Charité finden Sie umfangreiche Informationen für Patient/innen. Dort sind auch diverse Spezialsprechstunden für Menschen mit CFS aufgeführt.
Der Fatigatio e.V. möchte Erkrankten und Angehörigen Gehör verschaffen und alle relevanten Seiten auf die Erkrankung aufmerksam machen. Auf der Website www.fatigatio.de stehen Patienteninformationen inklusive Fragebögen für die Diagnose bereit.
Die Deutsche Fatigue Gesellschaft ist ein Verein, der sich der Ursachenforschung im Bereich Fatigue widmet. Auch die Aufklärung über das Krankheitsbild gehört zum Tätigkeitsbereich der Gesellschaft.